TRIGGER WARNUNG (Premiere 5.4.2024)

Eine Stückentwicklung von Chromosom xx

Foto: Wolfgang Lienbacher

 

 

 

Premiere am 5.4.2024 in der ARGEkultur Salzburg um 19:30

Mit:

Sophie Hichert, Stephan Lewetz, Katharina Pizzera und Volker Wahl

Live-Musik: Georg Brenner

Ausstattung: Ragna Heiny

Vier Schauspieler*innen, einst eine freie Gruppe, treffen sich nach Jahren wieder. Dazwischen liegen Corona, Inflation, Kriegsgeschehen und private Katastrophen. Man beschließt, es nochmal gemeinsam zu versuchen und sich für ein Stück zusammenzutun. Eine Überschreibung des Ödipus-Mythos. Das erweist sich als schwierig: Man fremdelt. Die Jahre haben Spuren und Risse hinterlassen. Positionen prallen aufeinander. Hitzig und kompromisslos reagieren sie gereizt auf den kleinsten vermuteten Vorwurf. Ein Zerfleischungsprozess. Der Abend droht zu scheitern. Das Publikum wird Zeuge eines Ringens um Gemeinsamkeit trotz divergierender Standpunkte.

Es wäre nicht Chromosom xx, wenn daraus nicht ein Abend voll absurder und zugleich liebwürdiger Komik entstünde.

 Spielleitung und Organisation: Bernadette Heidegger

Assistenz: Luise Frommann


Terrarium - Eine Meditation über das Ende der Welt (Premiere 8.9.2023)



Pressestimmen

Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft:

Stringente Umsetzung eines überzeugenden Textes

 In der Phase der Recherche zu diesem Thema wurden Interviews sowohl mit älteren Menschen, die in Alten- bzw. Pflegeheimen wohnen, als auch mit noch selbständig lebenden älteren Menschen geführt, textlich erweitert auch durch Interviews mit Pflegepersonal und pflegenden Angehörigen. (...) Ergänzt mit eigenen Erlebnissen und Geschichten des Performance-Kollektivs ergibt sich daraus der Erzählpool für „TERRARIUM – Eine Mediation über das Ende der Welt“. In diesem Pool gibt es den überzeugend agierenden Musiker Chris Laine und die beiden großartigen Alltagsexpert:innen Margit Müller-Schwab und Srour Hassan, mit denen Andreas Jähnert sich mal erzählend, mal reflektierend aber auch musikalisch durch einen Abend in Richtung „finis terrae“ assoziiert. Das relativ kleine Team hat die vom Außen her vermittelten Gedankengänge auf dieser Reise erfolgreich interpretiert auf die Bühne gestellt. Durch die schlüssige, rhythmisch beeindruckende Inszenierung und die sehr stringente Umsetzung durch die vier Schauspieler:innen funktioniert die Reise. Das Stück überzeugt, besonders auch in den verschiedenen aufeinander abgestimmten Schauplätzen und Verästelungen. 
Die Regisseurin Bernadette Heidegger besaß das Vertrauen, mit der Gruppe gemeinsam die Fragen zu öffnen und auszuprobieren und die Essenz zu entdecken. Sie experimentiert und entscheidet, einen Weg zu gehen und sich dabei dennoch nicht in eine Abhängigkeit zu begeben. (Peter Niedermair)


Dietrich Kultur: Mit jungen Leuten, die unbedarft in die Welt hinaus reisen und die Zeit als Gelegenheitsarbeiter als großes Abenteuer empfinden, mit dem Opa, für den sich die Welt zu verschleiern beginnt, mit dem plötzlichen Tod der Oma schafft das Autorenteam berührende Bilder. So wie der Musiker Chris Laine bei allem Schmelz sehr konzentriert nie in die Parodie rutscht, wagen sie sich dabei geschickt an die Grenze zum Rührstück ohne diese zu überschreiten. Das ist verdammt gut gemacht und so wird die konkrete Aufforderung zur Auseinandersetzung mit Fakten nicht allzu agitatorisch. Pflegenotstand, Ausbeutung von Betreuern aus dem Ausland, schmerzhafte Einsamkeit, Möglichkeiten zum selbstbestimmten Ende – die Themen sind relevant und bekannt, mit der Art der Konfrontation hat das Theater Mutante somit eine anziehende Produktion im Repertoire. Das Publikum am Aufführungsort – der Alten Turnhalle in Lochau – bestätigt es.


Neue Vorarlberger Tageszeitung: Humorvoll und leicht makaber bringt das (...) Stück auch die echten Aspekte von Altern und Tod auf die Bühne. (...) Anhand von Interviews mit älteren Menschen, Pflegern und Angehörigen und den Momenten des Performers haben Andreas Jähnert und Regisseurin Bernadette Heidegger eine autofiktionale Geschichte kreiert, die in unterschiedlichen Zugängen das Altern aufgreift und auch vom Sterben erzählt - (...). (Siglinde Wöhrer)


AQUARIUM (Sommer 2022)

Eine One Man Show von Theater Mutante

Stückentwicklung

Kritik: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

 

DER MIT DER LAMPE SPRICHT! – THEATER MUTANTE PRÄSENTIERT „AQUARIUM“

Es war das Theater der Sprachfehler, mit dem Andreas Jähnert und Christian Kühne einem interessierten Publikum in den vergangenen Jahren einige faszinierende Produktionen geschenkt haben. Nun ist es das Theater Mutante, mit dem Andreas Jähnert und sein Bruder Sascha seit 2020 auf die Suche nach essentiellen Themen unserer Zeit gehen, die sie mit viel Fantasie auf ihre ganz eigene Art und Weise aufzuarbeiten suchen. Für die recht speziellen Aufführungen werden jeweils die passenden Lokalitäten gesucht und bespielt.

Am vergangenen Donnerstag feierte die Company eine weitere Premiere in der Festhalle in Lochau, benannt als One-Man-Show unter dem Titel „Aquarium“. Die gesamte Halle ist Bühnenraum, das Publikum sitzt aufgefädelt links und rechts entlang der Wände. Bühnenbildnerin Romy Rexheuser hat eine große Wohnung mit Zimmern und Nischen in die Halle gebaut, nicht durch Wände, sondern durch Stränge von Stromkabeln voneinander getrennt. Da gibt es eine Diele, eine Küche mit Spülmaschine, großem Kühlschrank und einer chromglänzenden Kaffeemaschine, ein Wohnzimmer mit Couch, Großbildschirm und einer mannshohen Vogelvoliere, eine Toilette, ein Schlafzimmer mit überdimensionalem Himmelbett und natürlich gibt es Alexa, die Einzige, die Gallo, dem Einsamen, geblieben ist und die immer das tut, was Gallo befiehlt.

Überbordende Energie

Es ist eine beeindruckende Leistung, die Andreas Jähnert als Gallo abliefert. Fast 90 Minuten lang erzählt er spielend, singend, tanzend, mit zum Teil überbordender Energie, seine Geschichte vom ostdeutschen Migranten, der in Vorarlberg, erst happy, dann immer hoffnungsloser vereinsamend, gestrandet ist. Ins Homeoffice geschickt, sieht er sich vollkommen auf sein Selbst zurückgeworfen und verliert allmählich jeglichen Bezug zur Realität. Die Schuld dafür wird bei anderen gesucht und erfolgreiche, selbstbewusste Frauen werden ganz schnell zur Projektionsfläche seiner Frustration und zum Feindbild Nummer eins.

Voyeuristischer Blick

Die Geschichte von Gallo ist nachvollziehbar und fürchterlich traurig. Die eingebauten Slapsticks und der Humor wollen einfach nicht greifen, zu übermächtig ist der voyeuristische Blick in dieses traurige Leben. Das Theater Mutante bohrt ganz tief in dieser Unsäglichkeit unserer Zeit, denn tatsächlich vereinsamen heute und auch gerade in diesem Augenblick Menschen in ihren vier Wänden, kommunizieren – wenn überhaupt – nur noch mittels digitaler Medien und verlieren dabei nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst.

Feine Details

Dass Multitalent Andreas Jähnert nicht nur Schauspieler dieser Produktion ist, sondern auch für das Konzept und den Text verantwortlich zeichnet, sei unbedingt noch erwähnt. Inszeniert hat das Solostück Bernadette Heidegger mit feinen Details und viel Spielraum für den Performer.
Wunderbar und unbedingt zu erwähnen der Sound von Ivar van Urk; seine Unterwassergeräusche unterstützen das nach Luft und Liebe schnappende Spiel von Jähnert perfekt. Für den gesamten Handlungsablauf dann doch ein wenig irritierend, dass das Team am Ende des Stückes aus dem Nichts eine Überraschungsparty für Gallo schmeißt. Das nimmt der Geschichte so einiges an Schärfe, was zwar schade ist, aber viele Besucher:innen wohl goutiert haben dürften und somit vermutlich auch beabsichtigt war.

Theater Mutante: Aquarium
weitere Vorstellungen:
11./ 13./14.9., jeweils 20 Uhr
Festhalle, Lochau
www.theatermutante.com